Der Schild

Der Schild (Plural: die Schilde) als Defensivwaffe hat eine lange Geschichte. In der Antike kamen vor allem einfache Rundschilde zum Einsatz, die meist aus Holz, seltener aus Metall gefertigt und sowohl von Fußvolk als auch von der Reiterei verwendet wurden. Die römische Infanterie hingegen benutzte Viereckschilde, die man bequem auf dem Boden abstützen konnte.

Die erste in Wappen verwendete Schildform war der sogenannte Normannenschild. Dieser war vom Ende des elften bis Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, in Italien sogar bis in die Renaissance, gebräuchlich.
Der Normannenschild war ein langer und schlanker Schild, der die Kämpfer vom Kopf bis zum Knie schützte, wie auf dem berühmten Teppich von Bayeux, der den Sieg des Normannenherzogs Wilhelm der Eroberer über den englischen König Harold II. in der Schlacht von Hastings (1066) darstellt, gut zu sehen ist.

Teppich von Bayeux

Ausschnitt aus dem Teppich von Bayeux

Mit der Weiterentwicklung der Rüstung veränderte auch der Schild seine Form. Der Kopf wurde nunmehr durch einen starken Helm geschützt, die Schilde wurden kürzer und die obere Rundung begradigt. Es entstanden der typische Gotische Dreiecksschild, der trotz aller weiteren Veränderungen bis heute der in der Heraldik am meisten verwendete Schild geblieben ist.

Mit der Zeit wurde die Unterseite immer runder, es endstand der Gotische Rundschild, manchmal und richtiger Gotischer Halbrundschild und aufgrund seiner großen Beliebtheit in Spanien auch Spanischer Schild genannt. Die Beliebtheit dieser Form liegt in der Mode der gevierten (viergeteilten) Wappen begründet, bietet der spanische Schild in der unteren Hälfte doch deutlich mehr Platz für die Darstellung von Wappenfiguren, als der Dreiecksschild.

Die Entwicklung des Langbogens und die damit verbundene größere Durchschlagskraft der Pfeile machten den Schild als Verteidigungswaffe immer unwirksamer. Im fünfzehnten Jahrhundert führten die Ritter in der Schlacht praktisch keine Schilde mehr. Im Turnierwesen jedoch behielt der Schild seine Bedeutung.

Eigens für Turniere wurde in Italien eine besondere Schildform entwickelt, die Tartsche. Dieser Schild hatte an der rechten Seite eine Ausbuchtung, die sogenannte Speerruhe, in die die Lanze eingelegt wurde.
In der Heraldik war die Tartsche besonders bei den Wappenkünstlern des 17. bis 19. Jahrhunderts beliebt. Heute werden Tartschen nur mehr selten verwendet.

SCHILD-FORMEN
gotisch gotisch spanisch Tartsche
 
französisch oval Raute  
 
 

Im 16. und 17. Jahrhundert entstand eine fast quadratische Schildform, deren untere Seite in eine Spitze ausläuft. Da dieser Schild vor allem in Frankreich sehr beliebt war, wird er Französischer Schild genannt.

Die im Barock so beliebten Ovalschilde wurden im Mittelalter kaum benutzt.

Der sogenannte Rautenschild kam bereits Ende des dreizehnten Jahrhunderts auf, wurde anfänglich noch von Männern, seit dem 14. Jahrhundert (in England bereits seit dem Ende des 13. Jhdts) jedoch praktisch ausschließlich als Damenschild benutzt.

Mit dem Ende des Mittelalters und dem Untergang des Rittertums wurde die Heraldik von einer praktischen zu einer rein theoretischen Kunst und Wappen dienten nur mehr der Dekoration bzw. als Standeszeichen.

Nun entwickelten sich üppige, reich verzierte Schilde in fantasievollen Formen. Diese Entwicklung erreichte im Barock ihren ersten Höhepunkt und wurde besonders im Rokoko manchmal nahezu ins Groteske gesteigert, bevor die Französische Revolution 1789 und die bürgerlichen revolutionen von 1848 dem ein Ende bereiteten.

Heutige Wappenkünstler knüpfen wieder an die mittelalterliche Heraldik an, als diese Kunst (und Wissenschaft) ihren Höhepunkt hatte.