Pyrop Granat

Über Jahrhunderte der populärste und weitverbreitetste Granat, hat der Pyrop heute deutlich an Wertschätzung eingebüßt. Die Gründe dafür vielfältig:

Pyrop ist meist von sehr dunklem Farbton. Andere rote Granate, vor allem Rhodolithe (Pyrop-Almandin-Mischkristalle), sind größtenteils von hellerem, freundlicheren Ton und zeigen im Schmuck gefasst deutlich mehr Leben.

Pyropschmuck ist schlicht und einfach aus der Mode gekommen, nachdem er vor allem in England, wo nach der industriellen Revolution viktorianischer Schmuck in Massenproduktion erzeugt wurde,  aber auch im heimischen Trachtenschmuck den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreicht hatte.

Pyrope sind meist nur sehr klein. Zwar gibt es in den Schatzkammern Europas einige Exemplare von spektakulärer Größe, de Boodt berichtet von einem taubeneigroßen Stein im Besitz Kaiser Rudolphs und im grünen Gewölbe in Dresden befindet sich ein Stein von über 468cts Gewicht, doch hierbei handelt es sich um Ausnahmesteine von extremer Seltenheit. Der größte Teil der gefundenen Pyrope erreicht nicht einmal 1ct und in den böhmischen Minen fand man nur einen 5 Karäter unter zwei Tonnen (!) abgebauter Granate. Für einen 2.5 Karäter mußte man im Durchschnitt immer noch ca 500kg Granate fördern.

Mit dem Auftauchen immer neuer, schönerer roter Granate, vor allem in Indien und Ostafrika, verlor der Pyrop auch dramatisch an Wert und damit auch an Prestige. Wurden ende des 19. Jhdts für schöne 1 Karäter bis zu (wertbereinigten) 150 US$ bezahlt, so sind solche Steine heute um wenige Euro zu haben.

Namensherkunft: griech: πῦρ pyr = feuer und ὸπτομαι optomai = ich sehe

Verwechslungsmöglichkeiten: mit anderen roten Granaten und anderen roten Steinen wie z.B. Spinell und Turmalin

Vorkommen: Pyrop ist relativ weit verbreitet. Mindat.org listet 256 Vorkommen. Die wichtigsten liegen in Böhmen (nahe Karlsbad), Südafrika und den USA.
Weitere Pyroplagerstätten, jedoch von untergeordneter Bedeutung finden sich an vielen Stellen der Welt, so in Russland, Australien, Sri Lanka und China aber auch in Österreich, Schottland, Norwegen und Deutschland.

pyrop granat - pyrope garnet
Ungewöhnlich schöner und großer Pyrop (3,42cts) unbekannter Herkunft
pyrop aus indien - orange pyrope from india
Orangeroter Pyrop aus Indien

Geschichte: böhmische Pyrope zählen zu den ältesten bekannten Granaten und finden sich bereits in bronzezeitlichen Gräbern nahe den späteren Minengebieten. Die erste Erwähnung von geregeltem Abbau findet sich 1546 bei Agricola. Die Mine befand sich einige Kilometer außerhalb von Leitmeritz, Richtung Teplitz, in der Nähe von Karlsbad.

Bis zum Ende des 18. Jhdts hatte sich ein blühendes Gewerbe entwickelt, das vom Abbau, über den Schliff bis zur Juwelenerzeugung und –Vermarktung alle Bereiche umfasste. Mit der Eröffnung der Kurbäder in Karlsbad und Tepnitz und dem damit verbundenen Tourismus kam der erste Boom. Böhmischer Granatschmuck war ein beliebtes Mitbringsel und bald in ganz Europa beliebt.

Der zweite Boom kam mit der industriellen Revolution, die die Voraussetzungen zur Massenproduktion von Schmuck schuf. Ende des 18. Jhdts gab es im Dreieck Karlsbad, Teplitz und Prag siebzehn Kleinstädte und Ortschaften, die als Minen-, Schleif- und Schmuckerzeugungszentren bekannt waren und insgesamt über 10.000 Menschen beschäftigten.

Der Niedergang kam sehr rasch am Anfang des 20. Jhdts, als viktorianischer Schmuck aus der Mode kam und gleichzeitig in Südafrika, den USA und an vielen anderen Stellen neue Pyroplagerstätten gefunden wurden, die teilweise Steine von deutlich hellerem ton und damit größerer Attraktivität lieferten.

Vor allem die südafrikanischen Pyrope, die gleichsam als Nebenprodukt des Diamantbergbaus anfielen, waren den böhmischen Granaten überlegen. Die Steine waren sowohl von feinerer, weil hellerer Farbe, was ihnen den Handelsnamen "Kaprubin" eintrug, als auch im Durchschnitt etwas größer. Vor allem diese Steine waren es, die den Niedergang der böhmischen Granatindustrie einläuteten.

Aber auch viele Pyropfunde in den USA, zuerst im Osten, in Massachusetts und New Hampshire, Georgia und North Carolina, später auch im Westen, in Arizona, trugen durch den Verlust des amerikanischen Marktes dazu bei, dass böhmischer Granatschmuck heute nur noch eine Nebenrolle spielt.

Verarbeitung: etwas säure- u. hitzeempfindlich, ansonsten unproblematisch

Gemmologische Eigenschaften von Pyrop Granat

Formel:
Mg3Al2[SiO4]3
Kristallsystem:
kubisch
Mohshärte:
7,5
Dichte:
3,65 bis 3,84
Brechungsindex:
variabel 1,73 bis 1,75
Dispersion:
0,022
Pleochroismus:
keiner
Luminiszenz:
inert
Glanz:
gläsern
Spaltbarkeit:
keine
Bruch:
muschelig
Farbe:
orangerot, bräunlichrot, violettrot, zumeist dunkel