Verschiebungen im Farbsteinhandel


Wie synthetische Diamanten die Nachfrage nach natürlichen Farbsteinen beflügeln

Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Massenproduktion günstiger Verneuil-Rubine und -Saphire begann, und erneut in den 1980er-Jahren, als die ersten wirklich „gefährlichen“ Synthesen (Chatham, Knischka, Lechleitner, Ramaura u. a.) auf den Markt kamen, herrschte große Sorge, dass die Preise für natürliche Edelsteine einbrechen würden.

Wie wir heute wissen, ist das nicht eingetreten.

Im Fall synthetischer Diamanten, die derzeit in großen Mengen auf den Markt drängen, stellt sich die Situation deutlich anders dar. Die Preise für natürliche Diamanten sind erheblich gesunken – nicht nur aufgrund der nachlassenden Nachfrage in den schwächelnden Märkten Chinas und der USA, sondern vor allem wegen der äußerst wettbewerbsfähigen Preisgestaltung der synthetischen Alternativen. Darüber hinaus hat auch das gezielt vermarktete Narrativ der „Nachhaltigkeit“ seitens der Hersteller synthetischer Diamanten zweifellos zu diesem Trend beigetragen.

Im deutlichen Gegensatz dazu haben sowohl die Nachfrage als auch die Preise für natürliche Farbsteine – insbesondere für die klassischen Edelsteine Rubin, Saphir und Smaragd – in den vergangenen fünf Jahren stark zugelegt.

Ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Prism Magazins, herausgegeben von der American Gem Trade Association (AGTA), beleuchtet einen interessanten Zusammenhang zwischen diesen Entwicklungen. Angesichts des fortschreitenden Wertverlusts ihrer Diamantlagerbestände diversifizieren viele US-amerikanische Diamanthändler und Juweliere ihr Sortiment zunehmend und setzen verstärkt auf Farbsteine. Mehrere Unternehmen, die bislang ausschließlich oder überwiegend mit Diamanten handelten, berichten inzwischen, dass mittlerweile bis zu 50 % ihres Angebots aus Farbsteinen bzw. Farbsteinschmuck bestehen.

Dieses erweiterte Angebot hat wiederum die Nachfrage weiter angekurbelt – eine Dynamik, die sich deutlich in den aktuellen Importstatistiken widerspiegelt. Laut dem U.S. Bureau of Economic Analysis (BEA) sanken die Diamantimporte in die Vereinigten Staaten zwischen 2020 und 2024 um 54%, während die Importe von Farbsteinen im gleichen Zeitraum um bemerkenswerte 136% anstiegen.

Man kann nun also feststellen, dass die Preise natürlicher Farbsteine, anders als befürchtet, durch das Auftauchen synthtetischer Farbsteine nicht auf Talfahrt geschickt wurden. Überraschenderweise hat jedoch der Aufstieg synthetischer Diamanten zu einem deutlichen Wertzuwachs bei natürlichen Farbsteinen beigetragen.

Uns soll´s recht sein. Wir haben noch zu alten Preisen gekauft und können dementsprechend auch noch zu alten Preisen verkaufen. Für neuere Marktteilnehmer hingegen stellt die derzeitige Situation zweifellos eine erhebliche Herausforderung dar.