Rubin- u. Saphirpreise
In letzter Zeit wurden wir mehrmals gefragt, ob zwischen gebrannten und unbehandelten Rubinen und Saphiren ein Preisunterschied besteht und wie groß dieser sei.
Die Antwort auf die erste Frage ist ein klares Ja. Ab einem gewissen Gewicht, derzeit ca. 1ct, werden nachweislich unbehandelte Rubine und Saphire tatsächlich zu höheren Preisen gehandelt, als behandelte. "Derzeit" deshalb, weil diese Grenze stetig nach unten rutscht. Vor dreißig Jahren machte man bei Einkarätern noch keinen Unterschied. Seit damals sind jedoch das Qualitätsbewusstsein der Kunden, die Preise und damit auch die Wichtigkeit der Frage "behandelt oder naturfärbig?" deutlich gestiegen.
Die Frage nach der Höhe des Preisunterschieds ist nicht so eindeutig zu beantworten, spielen hier doch viele Dinge eine Rolle.
Neben sinkendem Angebot (Stichwort
Madagaskar) und steigender Nachfrage kommt noch hinzu, dass es, anders als bei Diamant, bei Farbsteinen keinen geregelten Markt gibt. Unterschiedliche Händler haben unterschiedliche Handelsspannen...
Darüber hinaus gibt es im Farbsteinhandel zahlreiche Faktoren, an die kaum jemand denkt. Ob man als Einkäufer die gewünschten Steine zum gewünschten Preis bekommt oder deutlich mehr zahlen muss, als beim letzten Einkauf, kann davon abhängen, ob
- die Regenzeit eingesetzt hat und die Minen unter Wasser stehen
- die Regenzeit ausgeblieben ist und die Minen ohne Wasser dastehen
- der Winter eingesetzt hat und die Pässe durch den Schnee unpassierbar sind
- der Frühling eingesetzt hat und die Pässe durch den Schlamm unpassierbar sind
- man das chinesische, thailändische oder sonstige Neujahr übersehen hat
und kein Mensch arbeitet - man den Beginn des Ramadans übersehen hat und kein Mensch arbeitet
- man das Ende des Ramadans übersehen hat und erst Recht kein Mensch arbeitet
- der Schleifer durch die Hochzeit seiner Tochter zwei Wochen lang verhindert ist
- sämtliche Lieferanten auf einer Messe in Dubai sind
- die Rubellithpreise innerhalb von Wochen um 80% gestiegen sind, weil ein chinesischer Kollege den Markt leergekauft hat
Meine Lieblingsgeschichte ist jedoch folgende:
Ganz zu Beginn meiner Tätigkeit als Farbsteinhändler erhielt ich eine Bestellung über mehrere Dutzend Skarabäen. Kein Problem, dachte ich, schließlich kannte ich den besten Steinschneider Indiens. Denkste! Kaum hatte ich dem Meister meine Wünsche mitgeteilt, als er in Wehklagen ausbrach. Die schönsten Rosen und Zypressen würde er schnitzen, den Koran in ein Reiskorn, nur Skarabäen nicht, weil der Islam die Abbildung lebender Wesen verbietet.
Da war er wieder, der Wunsch mich zu ohrfeigen. Es fand sich zwar schließlich ein Steinschneider, der es nicht so eng sah, aber ehrlich, hätten Sie daran gedacht?
Zurück zum Preisunterschied: bei Einkarätern von guter bis sehr guter Qualität halten wir derzeit einen Preisunterschied von ca. 20% zwischen gebrannten und naturfärbigen Rubinen und Saphiren für gerechtfertigt. Bei größeren Steinen kann es aber auch deutlich mehr sein.
Derzeit sieht es so aus, als würden die Nachfrage nach unbehandelten Steinen und damit auch die Preise weiter steigen. Aber wer weiß, vielleicht entpuppt sich ja das grönländische Rubinvorkommen als unerwartet fündig und dass irgendwo in Afrika wieder eine riesige Saphirlagerstätte entdeckt wird, ist ja auch nicht unmöglich...