Plädoyer für Einschlüsse

Ein Juwelier hat´s auch nicht leicht. Immer wieder wird er mit der Frage konfrontiert, ob der angebotene Edelstein auch lupenrein sei.

Prof. Mican, mein geschätzter Mentor, verdienter Privatforscher und einer der Väter der österreichischen Gemmologie, hatte zwei Lieblingsantworten parat: "Ja, stellenweise" bzw. bei sehr kleinen Steinen "Ja, denn der Stein ist so klein, da hätte ein Einschluss keinen Platz".

Im Ernst, es wird Zeit, dass jemand ein paar Lanzen für den Einschluss bricht. Im Folgenden finden Sie Argumentationshilfen, um Edelsteine ins rechte Licht zu rücken und sie trotz oder gerade wegen der Einschlüsse zu verkaufen.

Das erste und wichtigste Argument lautet: Einschlüsse sind Echtheitsmerkmale. Natürlich zeigen auch Synthesen Einschlüsse, diese unterscheiden sich jedoch von denen echter Steine. Die Echtheit von Edelsteinen erschließt sich in der Regel noch immer über Lupe oder Mikroskop und diagnostische Einschlüsse.

Zweitens: Einschlüsse machen Edelsteine für viele erschwinglich. Größere augenreine Smaragde von feinster Farbe sind z. B. derart selten und teuer, dass sich wohl nur eine kleine Minderheit einen solchen Stein leisten könnte oder wollte.

Drittens: diagnostische Einschlüsse erleichtern den Wiederverkauf. Sollte man einen Stein rasch zu Geld machen müssen, so ist man mit einem lupenreinen Stein schlecht bedient, es sei denn, man kann ein international renommiertes Zertifikat vorweisen. Kein Juwelier der Welt würde einen hochfeinen Stein ohne Echtheitsbeweis ankaufen und dafür reicht schon ein einziger, winziger, mit der Lupe zu findender Kristalleinschluss.

Der ideale Stein ist daher für mich höchstens augen- aber nicht lupenrein und zeigt unter der Lupe zumindest einen diagnostischen, gut versteckten Einschluss, der die Brillanz nicht stört.