Plädoyer für das Brennen

Die Kunst, Edelsteine zu "brennen" ist fast so alt, wie der Edelsteinhandel selbst und wird erstmals nachweislich von Plinius (23-79 v. chr.) in dessen Monumentalwerk Historia naturalis erwähnt.

Tausend Jahre später, im 11. Jahrhundert, verfasste der arabische Universalgelehrte Abu Raihan al-Biruni das Buch Kitāb al- Ǧamāhir fī maʿrifat al-ǧawāhir min taṣnīf al-ustāḏ, lange Zeit die bedeutendste Schrift über Mineralien und Edelsteine. Darin beschreibt er die Hitzebehandlung zur Aufhellung der Farbe von Rubin.

So richtig Fahrt nahm das "Brennen", also die Hochtemperaturbehandlung von Edelsteinen zur Farbverbesserung und -veränderung, zu Anfang des 20. Jahrhunderts auf, als Öfen zur Verfügung standen, mit denen man Temperaturen von mehr als 1.500°C erreichen und kontrollieren konnte.

Allerdings bedarf es nicht immer extrem hoher Temperaturen, um die Farbe von Edelsteinen zu verändern oder zu verbessern.

Viele Steine, z.B. Quarz, Turmalin, Aquamarin, Zirkon und Tansanit reagieren bereits bei relativ niedrigen Temperaturen von 400-600°C und die Veränderungen sind zum Teil dramatisch. So wird aus Amethyst Citrin, brauner Zirkon wird petrolblau und die unschöne grau-braune Farbe von unbehandeltem Tansanit schlägt in das begehrte Blauviolett um.

Neben der Farbverbesserung hat das Brennen einen weiteren, oft übersehenen Effekt: es macht viele Edelsteine erst erschwinglich. Zwar bevorzugen viele Kunden unbehandelte, naturfärbige Steine, diese sind jedoch in den meisten Fällen viel seltener und, bei gleicher Farbe wie hitzebehandelte Steine, auch deutlich teurer.

Wir haben also nichts gegen das "Brennen", ganz im Gegenteil. Im Unterschied zu einigen anderen Behandlungsmethoden hat die thermische Behandlung einige entscheidende Vorteile.

Die Farben, die durch Hitzebehandlung entstehen, sind stabil, das heißt sie bleichen unter UV Bestrahlung nicht aus. Bei manchen durch Bestrahlung farbverbesserten Steinen wie z.B. Gelbsaphir oder (braunem) Topas kann dies durchaus passieren.

Die Farbveränderung betrifft den ganzen Stein und nicht, wie etwa bei einer Diffusionsbehandlung, nur wenige Zehntelmillimeter unter der Oberfläche.

Steine, die lediglich einer Hitzebehandlung unterzogen wurden - und nicht einer Diffusionsbehandlung! - können daher problemlos aufpoliert werden, um Tragespuren zu beseitigen, oder umgeschliffen werden, um in einere kleinere Fassung zu passen.
Sofern beim Umschleifen nicht zu viel Volumen entfernt wird, wird dabei die Farbe nicht verändert.