Neues aus Indien

Der indische Steinmarkt ist lebendig wie eh und je. Thomas Pfneisl war als Einkäufer für das Wiener Edelstein Zentrum in Jaipur und berichtet über spektakuläre Neufunde, erfreuliche wie betrübliche Preisentwicklungen und Trends im internationalen Steinhandel.

Jaipur im Februar 2005. Dank der guten Entwicklung des amerikanischen Markts ist die trübe Stimmung unter Indiens Steinschleifern und –händlern verflogen. Aber nicht nur die gute Nachfrage aus den USA, auch einige aufregende Neufunde in Indien und Afrika sorgen derzeit für gute Laune.

Der wohl interessanteste Neufund betrifft Alexandrit. Jawohl, Sie lesen richtig, es gibt Alexandrit in Indien und zwar aus einer erst vor ca. zwei Jahren entdeckten Lagerstätte im Bundesstaat Andhra Pradesh. Leider ist die Ausbeute so gering, dass die Steine international kaum bekannt sind. Obwohl wir vom Wiener Edelstein Zentrum unsere indischen Broker schon lange in höchste Alarmbereitschaft versetzt haben, bekommen wir höchstens ein bis zwei Steine pro Jahr.


Indische Alexandrite zeichnen sich durch herausragend schöne Tageslichtfarbe, sehr hohe Reinheit und guten bis exzellenten Farbwechsel aus. Darüber hinaus sind sie trotz der enormen Seltenheit deutlich preisgünstiger als Steine aus den bekannten russischen, brasilianischen oder afrikanischen Lagerstätten. Bleibt zu hoffen, dass die jetzt neue indische Fundstelle etwas fündiger und die Beschaffung feiner Alexandrite erleichtert wird...

Damit der guten Nachrichten nicht genug: vor geraumer Zeit wurden in Tansania völlig transparente Labradorite mit feinem blauen Schiller gefunden. Ein Großteil des Rohmaterials findet seinen Weg in die Schleifereien Jaipurs. Die Steine sehen feinsten Ceylon-Mondsteinen zum Verwechseln ähnlich und erzielen für Labradorit außergewöhnlich hohe Preise, die allerdings noch immer sehr deutlich unter denen blauer Mondsteine liegen. Der größte Stein, den ich gesehen (und gekauft) habe, wiegt über 15cts, das Gros des angebotenen Materials immerhin noch durchschnittlich 3-5cts.

Wir finden, die neuen Labradorite sind eine vollwertige Alternative zu den unserer Meinung nach überteuerten Ceylon-Mondsteinen und hoffen, dass der Segen noch lange anhält…

Auch bei Granat tut sich einiges. Nach längerer Zeit gibt es wieder große, leuchtend rote Rhodolithe für verhältnismäßig wenig Geld. Kein Mensch konnte oder wollte nähere Angaben zur Herkunft machen (Orissa?) aber als ausgewiesene Granatspezialisten freut es uns, dass der Nachschub derzeit gesichert scheint und sich die Preise auf niedrigem Niveau eingependelt haben.

Für Granatsammler erfreulich ist weiters ein offenbar neues Hessonit-Vorkommen. Auch hier war keine genaue Information erhältlich, vermutlich ist jedoch Sri Lanka die Herkunft der intensiv roten Steine. Die Farbe ist so ungewöhnlich, dass mir ein spontanes „Unmöglich! Das ist doch keine Hessonit-Farbe!“ entfuhr. Mein Broker war ob der Anmaßung, seine Diagnose zu bezweifeln, kurzfristig verstimmt. Erst als ich nach einem Blick durch die Lupe angesichts des unverwechselbaren „öligen“ Einschlussbildes kundtat, alle vier Steine kaufen zu wollen, erhellten sich seine Gesichtszüge wieder.

Die Marktsituation bei Amethyst und Citrin ist durchwachsen. Besonders bei Citrin ist die Versorgungslage derzeit alles andere gut und auch die Preisentwicklung, besonders bei großen Einzelsteinen, gibt wenig Anlass zur Freude. Hinzu kommt, dass die Marktdurchdringung mit (russischen?) Synthesen sowohl bei Citrin als auch bei Amethyst mittlerweile furchterrende Ausmaße angenommen hat. Als Einkäufer muss man da sehr auf der Hut sein...

Die Entdeckung einer neuen Amethystlagerstätte in Karur, Bundesstaat Tamil Nadu, ließ kurz die Hoffnung auf sinkende Preise keimen. Allerdings sind die neuen Amethyste von so feiner Farbe, hoher Reinheit und darüber hinaus so selten, dass von indischen Händlern für große Steine bereits bis zu zwanzig Euro pro Carat bezahlt werden. Die meisten Steine gelangen außerhalb des Subkontinents gar nicht in den Handel sondern zieren die Hälse betuchter Inderinnen oder verschwinden in indischen Privatsammlungen.

Wie es scheint, werden die Preise für schöne Einzelstücke also weiter steigen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Trendstein ist derzeit keiner auszumachen, sehr wohl aber ein Trendschliff. Der in den USA entstandene und noch immer anhaltende Boom der Briolettes (rundherum facettierte Tropfen) schwappt nun auch nach Europa über. Kaum eine indische Schleiferei, die nicht auf den Zug aufgesprungen ist und Briolettes und Pampeln aus allen erdenklichen Materialien schleift. Derzeit sind daher Briolettes in vielen Farben, Größen und zu sehr günstigen Preisen erhältlich.