Man hat´s nicht leicht...


als Steinhändler, das weiß der geneigte Leser ja bereits aus früheren Kolumnen. Dennoch möchte ich dies an dieser Stelle mit folgender Schnurre nochmals verdeutlichen.

Im fernen Sri Lanka lebt ein amerikanischer Kollege, nennen wir ihn Jack, der sich heiß um ethische und ökologische Korrektheit seines Tuns bemüht. Er sorgt dafür, dass Flüsse nicht verschmutzt und Fischbestände nicht gefährdet werden, stellt den Arbeitern Generatoren und Wasserpumpen samt Diesel zur Verfügung, zahlt für Rohsteine mehr als andere Aufkäufer und darüber hinaus das Schulgeld für die Kinder der Arbeiter.

Seine Ware bietet er in einem Büro, auf internationalen Messen und im Internetz feil. Neulich kam einer der Mineure mit Ausdrucken der Webseite angelaufen und meinte, bei den Preisen müsse er mindestens das Doppelte für die Rohware zahlen und würde noch immer "fette 10%" Gewinn erzielen.

Es entspann sich eine längere Diskussion, in deren Verlauf Jack dem Mineur klarzumachen versuchte, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist, weil da ja auch noch Rabatte zu gewähren, sowie u.a. Steuern, ein Angestellter, die Schleifer und Broker, Programmierer, Miete, Messegebühren, Flugtickets, Hotelrechnungen, die Generatoren und Pumpen, ein (übrigens 12 Jahre alter) Pick-up und nicht zuletzt das Schulgeld für den hoffnungsvollen Nachwuchs zu bezahlen seien. Woraufhin der Arbeiter dem Händler großzügig 15% Gewinn zugestehen wollte.

Das Verhandlungsergebnis ist, dass die Mineure keinen Strom und keine Pumpen mehr haben, das Schulgeld selbst zahlen, 10km ins nächste Dorf laufen, um dort billiger als bisher zu verkaufen und Jack solange keine Rohware hat, bis er andere Lieferanten findet, mit denen das Spiel dann von neuem beginnen kann, denn das Tragikomische daran ist, dass sich dies jedes Jahr wiederholt…