Gedanken über den Herkunftsnachweis

In unserem Webshop geben wir, wann immer es möglich ist, den geographischen Ursprung der Edelsteine, in manchen Fällen sogar mit dem Namen der Mine an.

Warum ist die Herkunftsangabe wichtig?

Der Wert eines Edelsteins wird im Wesentlichen durch die aus der Diamantgraduierung bekannten 4C bestimmt.
Diese sind Colour (Farbe), Carat (Gewicht), Clarity (Reinheit) und Cut (Schliff).

Bei vielen Edelsteinen ist jedoch auch die (gesicherte) Herkunft ein den Preis mitbestimmender Faktor.
Zumeist sind die Geschichte und der Ruf exzellenter Qualität die Gründe hierfür.

Die bekanntesten Beispiele sind Kaschmir-Saphir und Burma-Rubin, genauer gesagt nur Rubine aus Mogok und keiner anderen Lagerstätte in Burma.

Die beiden einzigen Minen für Kaschmir-Saphire wurden nur sechs bzw. ca. dreißig Jahre lang (bis 1927) betrieben. Die in dieser kurzen Zeit gefundenen Steine waren jedoch von derart herausragender Qualität, dass sie sofort zur Legende wurden und bis heute den Standard setzen, an dem alle blauen Saphire gemessen werden. Kein Wunder also, dass Kaschmir-Saphire so begehrt (und so teuer) sind.

Beim Burma-Rubin ist die Situation insofern etwas anders, als die Lagerstätte noch aktiv ist. Seit nunmehr ca 800 Jahren liefert Mogok verlässlich Rubine feinster Qualität. Im Lauf der Zeit wurden immer mehr Rubinfundstellen entdeckt. Manche liefern nur schwache (Longido, Kenya) oder bestenfalls mittlere Qualität (Sri Lanka). Aus anderen, wie z.B. Jegdalek in Afghanistan. Luc Yen in Vietnam oder Montepuez in Mosambik, kommen durchaus (auch) Steine, die mit feinsten Burma-Rubinen mithalten können.

Dennoch erzielen Burma-Rubine feiner und feinster Qualität Preise, die deutlich über den Preisen qualitativ gleichwertiger Rubine aus anderen Lagerstätten liegen. Wir kaufen ja nicht einfach nur irgendeinen Rubin. Wir kaufen auch die Legende und da hat Burma einen uneinholbaren Vorsprung. Schließlich war Mogok jahrhundertelang die Quelle für so gut wie alle Rubine, die die Hände, Dekolletés und, nicht zu vergessen, die gekrönten Häupter der Reichen, Schönen und Mächtigen dieser Welt schmückten.

Wie wird die Herkunft bestimmt?

Im Großen und Ganzen erfolgt die Herkunftsbestimmung über diagnostische Einschlüsse und, in zunehmendem Maße, über die Analyse von in Edelsteinen enthaltenen lokaltypischen Spurenelementen.

Die mikroskopische Untersuchung von Edelsteineinschlüssen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts nötig, um die vermehrt auf den Markt drängenden synthetischen Edelsteine zuverlässig von Ihren natürlichen Vorbildern unterscheiden zu können.

Den Grundstein für die mikroskopische Identifikation und damit auch für die Herkunftsbestimmung von Edelsteinen legte schließlich der wohl berühmteste Gemmologe der Welt, der Schweizer Eduard Josef Gübelin. Dessen 1974 erschienener Bildband Innenwelt der Edelsteine, sowie der zweibändige, in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Gemmologen John I. Koivula entstandene Bildatlas der Einschlüsse in Edelsteinen (erschienen 1986 und 2008) revolutionierten die Einschlussforschung, wurden sofort zum Standardwerk und gehören zur Grundausstattung jedes gemmologischen Labors.

Die zweite Säule der Herkunftsbestimmung bilden verschiedene Methoden der Spektroskopie bzw. Spektrometrie wie UV-Spektroskopie, Infrarotspektroskopie, Raman Spektroskopie und Laserablations-Massenspektrometrie, mit deren Hilfe kleinste Mengen von Spurenelementen festgestellt werden können. Der Gehalt von Elementen wie Gallium, Vanadium, Magnesium, Eisen, Gadolinium u.a. ist für viele Lagerstätten typisch. So zeichnen sich z. B. Burma-Rubine durch einen in der Regel deutlich höheren Vanadiumgehalt aus, als vergleichbare Steine aus Vietnam, Afghanistan oder Tadschikistan.

Zwar überlappen die Daten verschiedener Lagerstätten sehr oft, weil es z. B. auch Burma-Rubine mit niedrigem und vietnamesische Rubine mit untypisch hohem Vanadiumgehalt gibt, aber in Verbindung mit der Mikroskopie und durch Abgleich mit immer umfangreicher werdenden Datenbanken stehen der Gemmologie heute mächtige (und immer mächtiger werdende) Werkzeuge zur Herkunftsbestimmung zur Verfügung.