Edelsteinbetrug Teil 2 - Bangkok

Ein Methodenvergleich

tuktuk

In Bangkok arbeiten die Edelsteinbetrüger zumeist subtiler als ihre indischen Kollegen. Zwar gibt es auch hier die brachiale Methode des Abschleppens, beliebter und wahrscheinlicher effektiver ist aber folgendes:

Das Opfer wird an der Bushaltestelle von einem graumelierten und bestens gekleideten Herrn angesprochen. Dieser gibt sich als weltgewandter pensionierter Ministerialbeamter, hoher Militär o.ä. zu erkennen. Der gute Mann hat nur ein Problem. Seine Pension ist zwar für thailändische Verhältnisse stattlich, sein Hobby, ausgedehnte Reisen, kann er damit allerdings nicht finanzieren.

Gott sei Dank gäbe es da die segensreiche Einrichtung des staatlichen Edelsteinladens [was natürlich völliger Unfug ist!]. Dieser dürfe zwar normalerweise nicht an Touristen verkaufen, einmal im Jahr, während der "Gemstone Promotion Week", wird dieses Verbot jedoch aufgehoben und dann können auch Privatpersonen dort einkaufen. Zwar sind die Preise in diesem Laden etwas höher, als auf dem freien Markt, dafür seien Qualität und Echtheit aber staatlich garantiert. Für ihn, den ja leider gemmologisch völlig unbeleckten Beamten, sei das deshalb genau der richtige Ort. Die wirklich nur geringfügig höheren Preise nähme er dankbar in Kauf, wird dafür doch Betrug staatlich garantiert ausgeschlossen. Und schließlich seien die Steine noch immer so billig, dass sie sich in Europa wie von selbst verkaufen.

Für ihn sei das jedenfalls kein Problem. Seine europäischen Bekannten warten jedes Jahr ungeduldig, um ihm die Steine zum mehrfachen Preis aus den Händen zu reißen.

Dann verabschiedet sich der Mann, nicht ohne anzubieten, die Touristen gleich mitzunehmen, denn das Angebot gälte nur noch bis morgen. Nun kommt das Perfide: da der misstrauische Tourist auf dieses Angebot nicht sofort eingeht, überreicht der Mann eine Visitenkarte des Geschäfts, falls man es sich doch noch überlegt, und steigt freundlich lächelnd aus.

Wer den Verdacht hegte, der freundliche Herr sei ein Schlepper, beginnt zu zweifeln. Welcher Schlepper würde sowenig Druck ausüben und einfach aussteigen? Vielleicht ist ja doch etwas dran?

Was das Opfer nicht weiß, ist, dass ihm ein zweiter Mann bis zum Hotel folgt. Beim Frühstück wird dieselbe Geschichte nochmals präsentiert, wieder mit dem Hinweis, dies sei die letzte Möglichkeit und dem Angebot, gleich mitzufahren.

Viele nehmen das Angebot an oder kommen im Laufe des Tages von selbst in den Laden, wo ihnen dann inferiore "Edelsteine" zu überzogenen Preisen verkauft werden.

Abschließend sei allen Laien, die glauben, mit Edelsteinen den schnellen Reibach machen zu können, gesagt, dass das Geld nicht auf der Straße liegt und dass der internationale Edelsteinhandel nicht auf Touristen als Einkäufer oder Kuriere angewiesen ist.

Nützen wird´s eh nix. Nächstes Jahr um dieselbe Zeit geht das Spiel sicher wieder von vorne los…