Paraïba reloaded

Die durch die Entdeckung einer neuen Turmalin Lagerstätte in Mosambik augelöste Diskussion um die korrekte Bezeichnung sogenannter Paraïba Turmaline scheint ein Ende gefunden zu haben. Handel, gemmologische Labors und Gutachter haben sich weltweit darauf geeinigt, alle kupferhältigen Elbaït-Turmaline ungeachtet ihrer Herkunft als Paraïba Turmaline zu bezeichnen.
Zur Erinnerung

1989 wurden im brasilianischen Bundesstaat Paraïba ungewöhnlich lebhafte Turmaline gefunden. Mineralogisch handelt es sich um die Turmalin-Spezies Elbaït, allerdings mit einem Kupfergehalt von bis zu 2,3 Gewichtsprozent, dem die Paraïba Steine ihre aufregende Farbe verdanken.

Kurz darauf definierte die CIBJO Paraïba Turmaline als kupferhältige grüne bis blaue Turmaline, ohne auf die Herkunft näher einzugehen.

Die ersten Diskussionen wurden durch die Entdeckung nigerianischer Turmaline ausgelöst, die lange nicht so attraktiv waren, wie die brasilianischen Steine, und darüber hinaus leicht durch ihren Bleigehalt identifiziert werden konnten. Die nigerianischen Steine enthalten aber eben auch Kupfer und werden so bis heute – und nach dem derzeitigen Stand der Dinge mit Recht - von manchen Händlern als Paraïba Turmalin vermarket.

Im Herbst 2005 wurden schließlich in Mosambik eine Lagerstätte entdeckt, deren beste Steine sich durchaus mit den Original-Paraïba Turmalinen messen können.
Nach hitzigen Debatten darüber, ob die Bezeichnung " Paraïba" den brasilianischen Steinen vorbehalten werden sollte, oder ob alle kupferhältigen Turmaline, gleich welcher Herkunft, als solche benannt werden dürfen, hat man nun scheinbar endgültig zu einer Einigung gefunden.

Wichtige Gremien wie die CIBJO (Confédération International de la Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie des Diamantes, Perles et Pierres), das LMHC (Laboratory Manual Harmonization Committee), das GIA (Gemological Institute of America) und die AGTA (American Gem Traders Association) haben sich darauf verständigt, in Hinkunft alle kupferhältigen Elbaït Turmaline als Paraïba Turmaline zu bezeichnen.

In ihren Gutachten handhaben die gemmologischen Labors dieser Welt die Angelegenheit leicht unterschiedlich.

Die Spezies wird immer als " Elbaït Turmalin" angegeben. Als Varietät schreiben Gübelin " Paraïba" und die AGTA "blauer" oder "grüner" Turmalin. Die Schweizerische Gemmologische Gesellschaft SSEF und das GIA geben keine Varietätsbezeichnung an.

Laut Auskunft von Prof. Rössler hat die Österreichische Gemmologische Gesellschaft bzw. der Österreichische Gutachterverband noch keine Elbaïte aus Nigeria oder Mosambik zu berwerten gehabt, würde jedoch keine Varietätsbezeichnung " Paraïba" angeben.

Der Fundort wird nicht immer genannt, alle Labors weisen jedoch in Kommentaren darauf hin, dass die Steine im Handel als Paraïba Turmaline bezeichnet werden (dürfen), aber nicht notwendigerweise aus Paraïba oder Brasilien stammen.

Interessanterweise berichtet "Gems & Gemology", das vierteljährlich erscheinende Journal des GIA, in der Ausgabe vom Herbst 2007 von der Entdeckung zweier neuer Elbaït bzw. Paraïba Turmalin Lagerstätten in Brasilien. Beide Minen, die "Glorious Mine" und die "Mineraçao Batalha Mine" sind nur wenige Kilometer von der allerersten Fundstelle, der "Mina de Batalha" entfernt.

Leider liefert bisher nur die Glorious Mine Steine von facettierbarer Qualität. Auch Menge und Größe lassen (noch?) zu wünschen übrig. Zum Zeitpunkt des Verfassens besagten Artikels waren lediglich etwa 100 Stück mit einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 0.20cts geschliffen worden. Die Farben allerdings sind von der gleichen Intensität wie die der altbekannten Steine aus dem Erstfund.

Wir wünschen dem – übrigens japanischen – Betreiber der Glorious Mine viel Glück und hoffen, dass sich Ergiebigkeit und Größe drastisch steigern und die Preise für brasilianische Paraïba Turmaline dadurch vielleicht wieder in leichter erreichbare Sphären fallen mögen.