Spessartin Granat

Orange bis dunkel bräunlich-roter Granat.
Bildet eine Mischkristallreihe mit Almandin und Pyrop (Pyralspit Reihe)

Im Unterschied zu z.B. Pyrop oder Almandin Granat ist Spessartin relativ selten und als eigene Spezies erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts anerkannt. In der früheren Fachliteratur wird Spessartin nicht erwähnt, was zum Teil Teil daran lag, dass die Lagerstätten noch nicht bekannt waren und zum Teil vermutlich auch daran, dass die wenigen Exemplare, die gefunden wurden, fälschlicherweise für Hessonit, eine orangefärbige Grossular-Varietät, gehalten wurden.

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Namensherkunft: nach der ersten bekannten Fundstelle Nahe Aschaffenburg im Spessart, Deutschland.

Synonyme und Handelsnamen: Mandarin Granat. Mit diesem Namen wurden ursprünglich nur die mittlerweile historischen Spessartine aus Namibia bezeichnet. Heute wird (leider) jeder orangefärbige oder orangeroter Granat, egal welcher Herkunft (und egal wie braunstichig) als Mandarin Granat bezeichnet...

Verwechslungsmöglichkeiten: mit allen orange bis braunrot gefärbten Edelsteinen wie z.B. Citrin, Zirkon, Saphir oder Sphen (Titanit). Die Frage, ob es sich um Granat oder einen der genannten Steine handelt, ist meist leicht zu beantworten, da der Granat als einziger der genannten Edelsteine einfachbrechend ist.

Die Unterscheidung zwischen Hessonit (einer Grossular Varietät) und Spessartin erfolgt über den niedrigeren Brechungsindex von Hessonit (1,731 bis 1,754). Der Brechungsindex von Spessartin liegt zwischen 1,795 und 1,815 und damit zumeist außerhalb des Messbereichs herkömmlicher Refraktometer. Hessonit lässt sich meistens auch anhand des sehr typischen Einschlussbildes identifizieren, das oft durch eine Vielzahl kleiner Apatitkristalle und so gut wie immer durch das diagnostische "ölige" Aussehen charakterisiert ist.

Schwierig wird es bei der Unterscheidung zwischen Spessartin und Almandin, da sich die Brechungsindizes überschneiden. Die Identifizierung erfolgt in diesem Fall zumeist über das charakteristische Absorptionsspektrum des Almandins. Erschwert wird die Beantwortung dieser Frage noch durch die Tatsache, dass Almandin und Spessartin eine Mischkristallreihe bilden. Zudem sind Spessartine zumeist von sehr hoher Reinheit, sodass auch das Studium der Einschlüsse nicht weiter hilft, zumal die häufigsten Spessartineinschlüsse die auch im Almandin anzutreffenden Flüssigkeitsfahnen sind. Wer es also ganz genau wissen will, muss zu einer Elementenanalyse Zuflucht nehmen.

Vorkommen: die erste Fundstelle im Spessart war nie von wirtschaftlicher Bedeutung, da einfach zuwenig Material gefunden wurde.

Etwas ergiebiger waren zahlreiche kleine Fundstellen in den USA. Die bekannteren davon sind die Rutherford Mines in Virginia, die von 1883 bis 1960 in Betrieb waren, allerdings nicht nur der Spessartine wegen, sondern auch wegen eines Feldspats namens Amazonit, der dort in Edelsteinqualität gefunden wurde, sowie wegen der zahlreichen Glimmerschiefer.
Weitere, zum Teil heute noch in Betrieb befindliche Minen finden sich in San Diego County, Kalifornien.

Auch Indien und Sri Lanka gehören zu den Spessartinlieferanten. Besonders aus der Gegend um Mumbai (früher Bombay) kamen in den 1960er Jahren beträchtliche Mengen schön gefärbter, größerer Steine, die allerdings aufgrund der vielen Einschlüsse nur selten schleifwürdig waren.

Um ca. 1990 wurden im Norden Namibias am Grenzfluss zu Angola, dem Kunene, orangefärbige Granate von nie gekannter Farbintensität und Leuchtkraft gefunden, die sofort die Aufmerksamkeit der gesamten Edelsteinwelt auf sich zogen. Die Steine wurden zuerst als "Hollandine", nach der Farbe des holländischen Königshauses "Oranje" getauft, später setzte sich aber der Name Mandaringranat durch. Mandarin deshalb, weil das Tragen der Farbe Orange im alten China angeblich nur den höchsten Beamten, den Mandarinen, vorbehalten war.

Vom Mandaringranat gab es lediglich zwei kleine Fundstellen, die jedoch beide nur wenige Jahre lang lieferten und 1998 im Abstand von sechs Monaten geschlossen wurden. Wieder einmal hat sich ein altes namibisches Schürfer-Sprichwort bewahrheitet, das besagt "Namibia sei reich an armen Lagerstätten". Gerüchte, dass auf der angolanischen Seite des Flusses ebenfalls Mandaringranate gefunden wurden, haben sich zwar bestätigt, allerdings findet sich in Angola scheinbar niemand, der an einem Abbau interessiert wäre.

Auf der namibischen Seite gab (und gibt) es in unregelmäßigen Abständen Versuche, die Lagerstätten wierderzubeleben, leider bisher immer mit nur sehr bescheidenem Erfolg. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Fundstellen liegen ca. 1500km von der Hauptstadt Windhoek entfernt in sehr unzugänglichem Gebiet. Straßen gibt es keine und die Pisten sind sehr oft nicht einmal mit dem Geländewagen zu bewältigen. Dazu kommen ethnische Spannungen zwischen den Minenarbeitern und der ortsansässigen Bevölkerung. Und schließlich ist die Konkurrenz durch die deutlich billigeren und größeren nigerianischen Spessartine (siehe unten) scheinbar übermächtig, auch wenn diese den namibischen Mandaringranaten in puncto Farbqualität nicht das Wasser reichen können.

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Die berühmten Mandarin Granate aus Namibia

Weitere Lagerstätten finden sich in Madagaskar. Die Steine sind zumeist von hoher Reinheit, jedoch nur in den seltensten Fällen von attraktiver Farbe. Die meisten gefundenen Steine zeigen aufgrund des hohen Almandinanteils unschöne bräunlich-orange Farbtöne.

Im April 1999 wurden erstmals Spessartine in Nigeria gefunden. Die Steine waren von bräunlich-oranger Farbe und von einer Unzahl von Einschlüssen getrübt. Die Enttäuschung der Edelsteingemeinde war zuerst groß, als aber ein halbes Jahr nach dem Erstfund plötzlich Steine von strahlendem Orange, hoher Reinheit und vor allem nie gekannter Größe auftauchten, war die Freude dementsprechend.

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Zwei Spessartine aus Nigeria

Verarbeitung: empfinlich gegenüber Hitze, Säuren und Salze. Nicht mit Borax abdecken

Wissenswertes: Spessartin ist idiochromatisch, das heißt, das farbgebende (chromophore) Element, in diesem Fall Mangan, ist Teil der chemischen Formel. Je höher der Almandinanteil, desto höher ist auch der Eisengehalt und desto dunkler und (bräunlich-) rötlicher ist die Farbe.

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Zwei Spessartine aus Nigeria mit hohem Almandinanteil

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Gemmologische Eigenschaften von Spessartin Granat

Formel:
Mn3Al2[SiO4]3
Kristallsystem:
kubisch
Mohshärte:
6,5-7,5
Dichte:
variabel 4,12-4,32
Brechungsindex:
variabel 1,795 bis 1,815
Max. Doppelbrechung:
einfachbrechend
Dispersion:
0,027
Pleochroismus:
keiner
Luminiszenz:
inert
Glanz:
gläsern
Spaltbarkeit:
keine
Bruch:
muschelig bis splittrig
Farbe:
hell orange bis dunkel bräunlichrot