Almandin Granat

Der Almandin ist zweifelsfrei der älteste der Menschheit bekannte und bis heute der weltweit am häufigsten vorkommende Granat.

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Almandin Granat - Almandine Garnet

Almandin von typischer Farbe, Schachbrettschliff

Namensherkunft: der Name leitet sich von der stadt "Alabanda" nahe Miletos und Ephesos in Kleinasien in der heutigen Türkei ab. Die Stadt wird bereits von Plinius als Granat-Schleif- und Handelszentrum erwähnt und die Steine aus dieser Gegend galten als besonders hochwertig.

Verwechslungsmöglichkeiten: mit anderen roten Granaten und anderen roten Steinen wie z.B. Spinell und Rubellith (roter Turmalin).

Vorkommen: die größten Vorkommen liegen in Asien. Der weitaus wichtigste Almandinproduzent ist Indien, das diese Rolle schon seit Jahrtausenden innehat und höchstwahrscheinlich die Quelle der von den Römern erwähnten Granate aus Karthago, Äthiopien und Alabanda in Kleinasien war. Interessanterweise liegen die indischen Granatvorkommen fast alle im Norden des Subkontinents, die meisten anderen der unzähligen Edelsteine Indiens stammen aus den südlichen Bundesstaaten Orissa, Tamil Nadu und Karnataka. Einzig in Orissa gibt es nennenswerte Rhodolithvorkommen, die übrigen finden sich vor allem im Bundesstaat Rajasthan.

Weitere wichtige asiatische Almandinfundstellen liegen in Pakistan im Swat-Tal, in Sri Lanka und in Thailand.

Die wichtigsten Fundgebiete auf dem afrikanischen Kontinent liegen am Mazabika-Fluss in Sambia, sowie in Tansania und im südlichen Kenya.

Eigentlich nur aus Gründen der Kuriosität seien hier von den unzähligen weiteren weltweiten Almandinfundgebieten folgende drei genannt:

In den USA gibt es viele, zum Teil sehr ergiebige Almandinfundstellen. der größte Teil des gefundenen Materials ist jedoch von rein mineralogischem Interesse. Es wurden nicht schleifwürdige aber schön auskristallisierte Kristalle von bis zu 9 kg Gewicht gefunden, einer davon, ein 4.4 kg schwerer Kristall sogar bei Grabungsarbeiten in New York City, Ecke 35ster Straße und Broadway. Die wenigen Granate in Edelsteinqualität, die an vielen über ganz Nordamerika verteilten Stellen gefunden werden, kommen in Europa kaum in den Handel, sondern werden zur Gänze vom amerikanischen Markt aufgesogen, das meiste davon von Amateurschleifern, ist doch das Edelsteinschleifen in den USA ein sehr weit verbreitetes Hobby.

Erwähnenswert ist auch die Barton Mine in den Adirondack Mountains im Staate New York, die Ende der 80er Jahre des 19. Jhdts von Henry Barton in Betrieb genommen wurde. Der junge Henry Barton war Lehrling bei einem Juwelier, wo ihm von einem Kunden einige selbstgefundene Granate gezeigt wurden. Jahre später eröffnete er in Philadelphia einen Laden für Holzbearbeitungswerkzeug und Schleifmaterial, erinnerte sich an die Granate, suchte und fand die Fundstelle. Die Granate waren als Schleifmittel dem Glas- und Sandschleifpapier, das er bis dahin verkauft hatte, weit überlegen und die Mine, die sich sowohl qualitativ als auch quantitativ als sehr ergiebig erwies, war bis 1984 in Betrieb.

Auch aus Australien gibt es Kurioses zu berichten. Dort wurden Ende des 19. Jhdts in Flüssen im Northern Territory, größere Mengen Granate gefunden und für Rubin gehalten, was einen regelrechten Rubinrausch auslöste. Innerhalb kürzester Zeit wurden nicht weniger als 24 Rubin-Gesellschaften gegründet, die allesamt sofort kollabierten, als die Steine schließlich offiziell als Granate identifiziert wurden.

Schließlich sei noch auf die nicht unbedeutenden österreichischen Granatvorkommen, vor allem im Zillertal und im Ötztal hingewiesen. Im 19. Jhdt gab es im Zillertal eine regelrechte Industrie um die Gewinnung von Granat als Schleifmittel, dabei wurden jedoch auch viele Granate in Edelsteinqualität gefunden. Heute werden hauptsächlich nicht schleifwürdige jedoch außergewöhnlich schön auskristallisierte, große Kristalle gefunden, die bei Mineraliensammlern auf der ganzen Welt sehr begehrt sind.

Geschichte: in der Literatur wird seit dem 17. Jhdt das asiatische Königreich Pegu, im heutigen Myanmar, dem früheren Burma, als Quelle für Almandine genannt. Da es aber in ganz Burma keine nennenswerten Granatvorkommen gibt und die wenigen gefundenen Steine von unschönem Braunrot sind, nimmt man heute an, dass es sich bei den Granaten aus Pegu tatsächlich um indische Granate handelte, und Pegu lediglich als Handels- und vielleicht auch Schleifzentrum fungierte.

Bis zum Ende des 19. Jhdts sprach man auch von syrischen Granaten, die wegen ihrer feinen violett-roten Farbe besonders gesucht und teuer bezahlt waren. Der Name "syrisch" ist allerdings eine Verballhornung der südlich von Pegu und der früheren Hauptstadt von Myanmar, Yangoon (Rangun), gelegenen stadt "Syriam", die ebenfalls ein Handelszentrum für vermutlich indische Almandine und Rhodolithe war.

Verarbeitung: säure- u. hitzeempfindlich, ansonsten unproblematisch

Farbe: die Farbe von Almandin reicht von orangerot und bräunlichrot, wo es Überschneidungen mit dem Pyrop gibt, über reines Rot bis Violett-Rot. Letzteres war und ist die begehrteste und teuerste Almandinfarbe. Der Übergang zum Rhodolith, einem Pyrop-Almandin-Mischkristall ist fließend und das Violett-Rot wird üblicherweise diesem zugeschrieben. Allerdings gibt es, um die Sache noch zu verkomplizieren, auch Granate von reinem Rot, also der klassischen Almandinfarbe, die jedoch vom Chemismus und den physikalischen Daten eindeutig dem Rhodolith zugeordnet werden müssen. Die genaue Klassifikation ist in solchen Fällen nur mit Hilfe einer Elementen-Analyse möglich.

Almandin Granat - Almandine Garnet
Almandin oder Rhodolith?

Da diese Analysemethoden jedoch sehr aufwändig und teuer sind und dem Handel sowie dem Kunden letztlich nur an der Echtheit, der Schönheit, dem Wert und der Verkäuflichkeit gelegen ist (mit Ausnahme der echten Edelsteinsammler, die es immer ganz genau wissen wollen und im Falle von z.B. Museums-Sammlungen auch wissen müssen), hat es sich für praktische Zwecke bewährt, alle roten Granate als Almandin, wenn mit Braun- oder Orangekomponente als Pyrop und alle violett- oder rosaroten Granate als Rhodolithe zu bezeichnen.


Almandin Granat - Almandine Garnet     Almandin Granat - Almandine Garnet  

Wissenswertes: sehr interessant und teilweise diagnostisch sind die Einschlüsse des Almandins, die sich allerdings mit denen des Rhodoliths überschneiden. Almandine können sehr einschlussreich sein, eine Tatsache die den Gemmologen freut, die Käufer allerdings meist weniger, sofern die Einschlüsse die Transparenz des Steins beeinträchtigen. Almadine können eine Fülle von teilweise nahezu perfekt auskristallisierten Einschlussmineralien enthalten, z.B. Apatit, Zirkon, Spinell, Rutil und viele andere. Außerdem sind aus manchen Fundorten flüssigkeitsgefüllte Einschlüsse, sogenannte "Flüssigkeitsfahnen", die im englischen als "fingerprints" bezeichnet werden, bekannt. In seltenen Fällen findet man auch sogenannte 2-Phasen Einschlüsse, das sind Hohlräume, die entweder mit Flüssigkeit und einem Einschlusskristall oder mit Flüssigkeit und einer Gasblase gefüllt sind.

Zu den häufigsten und interessantesten Einschlussmineralien zählt der Rutil, der in Form von nadeligen Kriställchen auftritt. Wenn diese Rutilnadeln in genügender Zahl, der richtigen Länge und Stärke und zudem nach den Kristallachsen orientiert im Stein eingelagert sind, können sie ein Phänomen erzeugen, das in der Gemmologie als "Asterismus" bekannt ist. Dabei wird das einfallende Licht an den Rutilnadeln reflektiert und erzeugt an der Oberfläche des Steins einen, im Falle des Granats zumeist 4-strahligen, Stern, der bei Bewegung des Steins über dessen Oberfläche "rollt". Damit dieses Phänomen sichtbar wird, muss der Stein "en cabochon", also gemugelt geschliffen sein und von einer punktförmigen Lichtquelle, am besten Sonnenlicht, es tut aber auch eine normale Glühbirne, beleuchtet sein. Bei facettierten Steinen sowie bei diffuser Beleuchtung z.B. bei bedecktem Himmel oder beim Licht einer Leuchtstoffröhre, ist das Phänomen nicht zu sehen. Solche Sternsteine kommen beim Granat sehr selten vor, sind daher nur sehr wenig bekannt und finden auch im Schmuck kaum Verwendung.

Sterngranat - Star Garnet
Sterngranat ist relativ selten, wenig bekannt und wird kaum für Schmuck verwendet. Auch 6-strahlige Sterngranate sind bekannt. Diese werden jedoch noch seltener gefunden, als 4-strahlige Sterngranate.

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Gemmologische Eigenschaften von Almandin Granat

Formel:
Fe3Al2[SiO4]3
Kristallsystem:
kubisch
Mohshärte:
7
Dichte:
variabel 3,95 bis 4,32
Brechungsindex:
variabel 1,78 bis 1,81
Dispersion:
0,024
Pleochroismus:
keiner
Luminiszenz:
inert
Glanz:
gläsern
Spaltbarkeit:
keine
Bruch:
muschelig bis uneben
Farbe:
rot, orangerot, bräunlichrot, violettrot
Spektrum:
stark, typisches Fe Spektrum mit zwei starken Banden bei 505nm und 575nm und einer moderaten Bande bei 527nm